Koevo

Die Koevo Tanzkompanie
Koevo variiert das italienische Wort für zeitgenössisch – coevo. Der Name ist Programm: Koevo verbindet den freien, experimentellen Ausdruck des modernen Tanztheaters mit improvisierten zeitgenössischen Choreographien.
Anfang 2022 gründeten Scarlett Mattka, Leiterin der Musical Pop Dance Academy in Überlingen, und der freie Choreograph Markus Zmolnig die Kompanie. Mit großem Potential, die regionalen und überregionalen Bühnen zu erobern, möchte sie talentierten Schüler*innen der Musical Pop Dance Academy die Möglichkeit geben, sich in einem anspruchsvollen, internationalen Ensemble zu erproben. Momentan besteht die Truppe aus den Tänzerinnen Tina Bayr, Ekaterina Kormosh und Scarlett Mattka selbst.
Im Rahmen der Langen Nacht der Bücher begleitet Helge Breitsprecher die Tänzerinnen mit Klangcollagen am Klavier. Besonders an der Aufführung ist die Verbindung von Tanz mit gesprochenen Textfragmenten aus Rainer Maria Rilkes Sonetten an Orpheus.

„Spricht der Tanz“: Licht und Schatten
In der griechischen Mythologie ist Orpheus Halbgott, Sänger und Dichter, der seine Geliebte, die Wassernymphe Eurydike, gleich zweimal an Hades, den Gott der Unterwelt, verliert. Als Eurydike an einem Natternbiss stirbt, bewegt sein Gesang nicht nur Tiere, Pflanzen und sogar Steine, sondern auch Hades, der ihm gewährt, die Geliebte aus dem Totenreich zu geleiten. Doch die Bedingung, sich auf dem Weg zurück nicht nach der Geliebten umzuwenden, kann Orpheus nicht erfüllen: Im Sog der Liebe wendet er seinen Blick, schaut der Geliebten ins Angesicht, die daraufhin als Lufthauch seiner Umarmung entweicht und ins Totenreich zurückgleitet. Rilke bearbeitet diesen Mythos vor genau hundert Jahren weniger im Inhalt als in seiner Form und Bildkraft. Sonette sind eine musikalische Gedichtform, in der sich oft Rühmung und Klage
verbinden. Rilke greift sie in einer sehr körperlichen und damit auf den Tanz ausgerichteten Weise auf. Sie sind geschrieben als ein „Grab-Mal“ für die jung verstorbene Tänzerin Wera Ouckama Knoop, die Rilke persönlich kannte.

In „Spricht der Tanz“ geben die Textfragmente lyrische Impulse für minimalistische tänzerische Figuren und rhythmische Ereignisse, in denen sich die Tragik des Orpheusstoffes verdichtet. Text und Tanz verbinden sich auf mehreren Ebenen: Rhythmische Sprache und Rhythmus der Bewegungen, sprachlicher Klang, Musik und improvisierte Choreographie werden zu einer dynamischen Einheit. Gleichzeitig entwickelt sich eine Spannung zwischen der tänzerischen Form und den Gedichtfragmenten, die um Motive wie Atem, Gewicht und Gegengewicht, Bewegung und Stillstand, Nähe und Distanz, Dynamiken und Positionierungen im Raum,
Erblicken und Ertasten kreisen.

„Spricht der Tanz“ verknüpft dichterische, tänzerische, stimmliche und musikalische Improvisationskunst, die die Grenzen der Einzelkünste überschreitet und alle Sinne gleichermaßen anspricht. Den Zuschauer*innen eröffnet sich ein Resonanzraum des Tanzes, in dem Lebende, Liebende und Tote in Kontakt zueinander treten. Körperlich ausgetragene Konflikte entfalten ein Spiel zwischen Licht und Schatten, und jede Aufführung ist ein unwiederbringliches Ereignis. |Tanja Klemm|

Choreographie: Scarlett Mattka, Markus Zmolnig
Tänzerinnen: Tina Bayr, Ekaterina Kormosh, Scarlett Mattka
Klavier: Helge Breitsprecher
Stimme: Markus Zmolnig


Veranstalter:
Förderverein Freunde der Musicalschule Bodensee e.V. und Musical Pop Dance Academy in
Kooperation mit der Freien Kunstakademie Überlingen